Geschichten

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Geschichten die das Leben schrieb

Hier werde ich von Zeit zu Zeit kleine Geschichten aus unserem Leben veröffentlichen, die ich aus den verschiedensten Anlässen schrieb

Berni

Erlebnisse...erzählt von Max

11.09.2017

Um mich rum ist seit Samstag nur noch Nacht und ich sehe gar nichts mehr. Das ist natürlich nicht so schön aber ich bin ja ein Kater und komme ganz gut damit zurecht. Ich habe ja Schnurrhaare, eine gute Nase und ein sehr feines Gehör. Da dazu noch ein sehr gutes Gedächnis kommt, kenne ich die Wohnung auch ohne sie zu sehen.

Meine "Untertanen" haben das auch nur dadurch erkannt, dass ich die Leckerlies schon direkt vor der Nase haben musste um sie zu erkennen. Schmerzen habe ich nicht und mein Appetit und der Durst, sind genauso wie vorher und ich muss sagen, wenn ich auch nicht sehe was ich esse, so schmeckt mir alles was Papa und Mama mir so geben, einfach wunderbar. Seit dem sie wissen, dass ich nichts mehr sehe, verwöhnen sie mich mit besonders guten Sachen. Alles hat eben auch eine gute Seite...

Papa war trotzdem der Meinung, dass ich einen Doktor brauche. Ich war da zwar anderer Meinung aber da ich nicht sehen konnte, wie Papa den Transportkorb vom Schrank holte und er mich einfach griff und darin verstaute, musste ich mich damit abfinden. Es half auch nichts, dass ich lauthals meine Unmut kundtat, wir fuhren zu Tierklinik. Dort mussten wir ersteinmal gefühlte Ewigkeiten warten denn wir hatten ja keinen Termin, sondern wurden zwischengeschoben. Dann kamen wir endlich dran und die Frau Doktor kam ins Behandlungszimmer.

Mist, die kannte ich schon und eine angenehme Bekanntschaft war das nicht gerade. Ich verlor damals zwei Zähne, kam an so einen Tropf und musste sogar über Nacht dort bleiben. Ich fauchte sie erstmal kräftig an, um ihr gleich zu sagen, "
...hierbleiben tue ich auf gar keinen Fall und bleib weg von meinen Zähnen... ". Sie war auch ziemlich erschrocken und fragte Papa, ob sie mich denn anfassen könne oder ob sie noch Hilfe benötigte. Er beruhigte sie aber und sagte, solange er bei ist und mich vorne mit Kraulen ablenkt, geht das schon. Vertrauen hat er ja...naja, ich tat ihm den Gefallen und benahm mich anständig. Es war auch nicht weiter Schlimm, sie hat meinen Blutdruck gemessen und etwas Blut für ein Blutbild und einen Test der Schilddrüsenfunktion abgenommen. Danach hieß es wieder "warten". Dann war das Ergebnis da und Frau Doktor sprach mit Papa und Mama. Ich habe das nicht verstanden aber es ging auf jeden Fall auch ums Essen...also nichts Schlechtes, dachte ich wenigstens.

Zuhause angekommen hat Papa dann auch gleich wieder Leckerlies ausgepackt und sie mir gegeben. "
Pfui deibel ", na das war ja ein Zeug, da hat Papa sich aber beschummeln lassen, ich habe es natürlich gleich wieder ausgespuckt. Papa hat mir daraufhin einiges erzählt, ich habe nicht alles verstanden aber es kam sowas wie " ...hab Dich nicht so, Medizin ist zwar bitter aber besser als Kranksein. Ich nehme ja auch welche und die schmecken mir auch nicht... " und so`n Zeug. Dann gab er mir Leberwurst aus so einer Tube, man das schmeckt vielleicht toll kann ich Euch sagen. Nach einer kleinen Probe, hat er mir dann noch mehr in meine Schüssel getan, hab ich natürlich gleich alles weggeschlabbert...einen leichten bitteren Nachgeschmack hatte es zwar, war aber trotzdem hervorragend. Scheint Papa auch zu finden, jedenfalls strahlte er übers ganze Gesicht, er wird doch wohl nicht??? Klar, ich Dummerle hab mit der Leberwurst natürlich auch die Medizin geschluckt...Naja, rafiniert ist mein Papa schon, das hat er sich wohl bei mir abgeschaut...

Von heute an, nehme ich genau wie mein Papa, jeden Morgen brav meine Blutdrucktabletten und dazu einen Cocktail für die Nieren, der schmeckt übrigens gar nicht schlecht und solange Papa mir die Tabletten mit der Leberwurst serviert, soll es mir recht sein. So, ich muss mal zur Toilette, die finde ich natürlich auch noch ohne hinzusehen...wär ja noch schöner...

Bis bald, Euer Max...

Erlebnisse...erzählt von Max, Teil 2

27.09.2017

Ich bin ganz schön sauer, am Montag hat Papa mich wieder geschnappt und in die olle Kiste gesperrt. Natürlich habe ich versucht, mich dagegen zu wehren aber Papa ist einfach stärker und da ich nichts sehe, ist er auch noch schneller, trotz seines Rückens. Na wenigstens habe ich ihm die ganze Fahrt über erzählt, was ich davon halte. Diesmal brauchten wir nicht lange zu warten denn Papa hatte einen Termin und wir kamen recht flott in das Behandlungszimmer. Dort kam dann bald eine junge Dame, die Papa und Mama begrüßte und ihnen erklärte, dass sie mich gerne mitnehmen würde, um schon mal Blut abzunehmen und zu untersuchen. Das würde die Wartezeit verkürzen denn Frau Doktor hätte noch etwas zu tun.

Ich, mit einer Fremden mitgehen?
Niemals!!! Was sollte ich aber machen, ich saß ja in der doofen Kiste und sie nahm das Ding einfach mit. Draußen stellte sie mich auf einen Tisch, machte die Kiste auf...und genauso schnell wieder zu. Nicht mit mir meine Dame, ich fauchte und knurrte, so laut ich konnte und das jagte ihr wohl einen gehörigen Schrecken ein. Gut so... aber statt mich zurück zu bringen, rief sie noch ein paar Damen zur Hilfe und so sehr ich mich auch wehrte, gegen zuletzt vier weiße Damen von denen zwei auch noch dicke Lederhandschuhe trugen, hatte ich keine Chance.

Warum kann ich auch nichts mehr sehen, dass hätte die Situation bestimmt zu meinem Gunsten verändert aber so...naja, sie schafften es, mir mein Blut abzunehmen und die junge Frau brachte mich zu Papa und Mama zurück. Papa machte die olle Kiste dann gleich wieder auf und streichelte mich. Das kann er einfach, ich habe das auch genossen und beruhigte mich sehr schnell, was ich auch durch lautes Schnurren mitteilte. Dann ging die Tür auf und Frau Doktor kam rein...mit der jungen Dame im Schlepptau, die schon wieder diese riesigen Handschuhe in den Händen hielt.
Feigling!

Frau Doktor sprach dann mit Papa und sagte ihm, dass ich davor wohl etwas ungehalten war....tztztz... "etwas ungehalten"
...stinksauer war ich! Papa nahm mich in Schutz und erklärte, dass es eben ein Fehler war, mich mit raus zu nehmen, wäre er dabei gewesen, wäre es anders gelaufen ...recht hat er...

Sie würde gerne meinen Blutdruck messen und ob wir das denn zu dritt schaffen würden oder ob sie noch Hilfe holen soll. Papa beruhigte sie, nahm mich aus der Kiste, streichelte mich und sagte ihr, sie soll mal anfangen, er glaubt nicht, dass ich mich schlecht benehme wenn er dabei ist und das Fräulein mit den Handschuhen brauchten wir auch nicht. So kam es dann auch, sie legte mir die Manschette um und maß meinen Blutdruck, mehrere male, um einen Mittelwert zu haben. Mit dem war sie auch sehr zufrieden und ich benahm mich auch sehr artig. Die Blutwerte waren bis auf die Nierenwerte, ganz in Ordnung. Sie verschrieb mir noch ein anderes Mittel, was ich in mein Futter bekomme und das nach absolut nichts schmeckt. Die Blutdrucksenker bekomme ich weiter aber die bekomme ich jeden Morgen mit Thunfisch, damit kann man mir alles geben. Auf der Fahrt nach Hause habe ich mich dann noch mal richtig beschwert und als wir da waren, ging ich beleidigt in meine Höhle und lies mich den ganzen Tag nicht mehr sehen.

Abends bin ich dann aber doch zu Papa ins Bett...er krault einfach zu gut, dass möchte ich nicht missen. Wie ich mitbekommen habe, sollen wir in vier Wochen wieder dahin, vielleicht mache ich dann ja weniger Ärger aber ich weiß noch nicht...

Erlebnisse...erzählt von Max, Teil 3

05.11.2017

Mir geht es eigentlich ganz gut. Papa und Mama geben sich große Mühe und verwöhnen mich, wo sie können. Das ich nicht mehr sehen kann, ist zwar blöd aber ich kann ganz gut damit leben. Ich schlafe jetzt noch mehr als früher, was soll ich auch sonst machen...Das Schlafen genieße ich so richtig denn wenn ich schlafe, träume ich auch und im Traum kann ich sehen. Das ist wirklich schön, wenn es mich auch immer wieder daran erinnert, was ich früher alles konnte. Manchmal macht mich das auch traurig und ich jammere etwas rum, um mir den Frust von der Seele zu reden. Papa und Mama kommen dann immer gleich um nach mir zu schauen und geben mir dann ein paar Streicheleinheiten. Das ist schön und das sage ich ihnen auch aber sie scheinen nicht alles zu verstehen, deshalb schnurre ich meist nur, damit sie wissen, wie zufrieden ich bin wenn sie mit mir schmusen. Schade, das sie mich nicht so richtig verstehen, sonst könnten sie mir sicher viel besser helfen aber Menschen sind halt keine Götter, wie wir Katzen...So, in der Wohnung riecht es sehr gut, Mama hat wohl gekocht und da fällt meist auch etwas für mich ab. Bis später also, Euer Maxe...

Unser Max

Ein paar Worte zum Abschied

23.11.2017

Hallo mein kleiner dicker Kumpel. Ich weiß, dass Du nicht lesen kannst und gebe zu, dass dieses Schreiben ein wenig egoistisch ist denn es dient mir dazu, mit Deinem Tod klar zu kommen.
Wir haben Dich wieder einfach gepackt und in die, von Dir so gehaßte, Transportbox gelegt. Du kannst mir glauben, das ist auch uns nicht leicht gefallen, zumal wir wußten, dass das vielleicht das letzte mal sein wird. Was sollten wir machen, Du sahst schlimm aus, abgemagert bis auf die Knochen, zitternd in einer Ecke kauernd, neben Deinem größten Feind, dem Staubsauger. Das sagt doch schon Alles, auch wenn Du es nicht zeigen wolltest, Dir ging es einfach sehr schlecht.
Die letzten Tage waren weder für Dich noch für uns sehr angenehm. Kein Max, der erwartungsvoll vorm Tisch saß wenn es Essen gab, kein Max, der zu mir auf die Couch sprang und mich einfach beiseite schob, bis wir Beide eng, unbequem aber glücklich nebeneinander lagen. Kein Max, der zu mir ins Bett kam und mich mit seiner Pfote zum Kraulen aufforderte und kein Max, der mit mir kuschelte und wunderbar schnurrte weil er merkte, dass es auch mir nicht immer gut ging. Einfach ein guter Kumpel, der mir Trost spendete...
Alles das, gab es nicht mehr und so war Dein Protest, während der Fahrt zur Klinik, auch nur recht zaghaft, selbst dazu fehlte Dir die Kraft. Frau Doktor war entsetzt über Dein Aussehen, sie kannte Dich ja und selbst als Du erblindest warst, fand sie Dein Auftreten bewundernswert. Jetzt kauerte da ein armes, offentsichtlich krankes häufchen Elend vor ihr und ihr Gesicht während der Untersuchung lies nichts Gutes ahnen.
Deine Nieren funktionierten kaum noch, das ging unter Anderem auch auf Dein Herz, dazu die alte kaputte Wirbelsäule und der Frust über die Blindheit taten ihr Übriges. Da Du ja ein Halbwilder warst, benimmst Du Dich auch so. Du merkst, es geht zu Ende und suchst deshalb Ecken auf, in denen Du alleinsein kannst. Selbst das Streicheln bereitet Dir Schmerzen, deshalb gehst Du dem auch aus dem Weg, obwohl Du es früher geliebt hast. Sie sagte, dass sie Dir die restliche kurze Zeit gerne so angenehm wie möglich machen würde aber das kann sie nicht. Du verweigerst die Nahrung und hast kaum noch Reserven und Lebenswillen. Schmerzmittel würden durch die kaputten Nieren nicht richtig wirken und jede Bewegung wird zur Qual...es wäre aus ihrer Sicht, das Beste, Dich zu "erlösen".
Da war das böse Wort, ist es wirklich eine Erlösung oder einfach nur ein Auftragsmord?
Mir liefen die Tränen während sie weiter redete und mir versicherte, das Du Dich nur noch quälst und ich kein schlechtes Gewissen haben brauche. Sie hat leicht Reden, Du bist ja
mein kleiner Kumpel und nicht ihrer, ich muss jetzt über Dein Leben oder Tod entscheiden und das mit mir ausmachen. Ein klägliches Jammern von Dir, gab den Ausschlag...und ich schwöre, es klang wie " sag ja ".
Sie holte, was sie brauchte und ich nahm Dich in den Arm, streichelte Dich am Kopf...und kam mir furchtbar verlogen vor. Während Du Dich voller Vertrauen an mich anschmiegst und Dich streicheln läßt, sehe ich dabei zu, wie Dir die Spritze zum Einschlafen gesetzt wird. Bitte glaube mir, ich wollte nur Dein Bestes und Dir den Abschied so angenehm wie möglich machen. Du hast den Piekser auch gar nicht gemerkt, hast den Kopf in meinen Arm gelegt und bist ruhig eingeschlafen. Erst als Du wirklich im Land der Träume warst, gab Frau Doktor Dir die zweite Spritze und es war schnell zu Ende. Ich bin mir sicher, Du hast dabei keine Schmerzen empfunden. Ich wollte erst gar nicht dabei sein, weil ich das nicht sehen wollte aber obwohl ich jetzt heulte wie ein Schloßhund, war ich froh, gesehen zu haben, dass es wirklich keine Tortur für Dich war. Ich habe Dich noch einige Male geküßt und gestreichelt, genau wie Mama aber davon hast Du schon nichts mehr gemerkt.
Ich bin nicht sehr gläubig aber ich wünsche mir, dass es die Regenbogenbrücke wirklich gibt. Dann sehen wir uns ganz bestimmt wieder...
Du fehlst sehr...
Papa und Mama...

Das Mandarinenbäumchen

Im Januar 2013 habe ich einen Mandarinenkern in einen Blumentopf gesetzt um zu sehen, ob und was daraus wird. Obwohl Peggy skeptisch war, keimte der Kern recht schnell und wuchs auch sehr gut. Das Bäumchen verzweigte sich schön, sah gut aus und war mein ganzer Stolz. Ende 2014 dann die Katastrophe, die Blätter wurden braun und fielen nach und nach alle ab. Ich habe natürlich sofort Tante Google konsultiert und nach Allem geschaut, was auch nur im Entferntesten mit Mandarinen zu tun hat. Ich weiß jetzt wahrscheinlich mehr über Mandarinen, als sie selbst.
Mandarinenbäumchen schnurren nicht, wedeln nicht mit dem Schwanz oder geben Pfötchen aber sie wachsen einen trotzdem ans Herz. Zumindest meiner mir und ich fällte den Entschluß, die Mandarine darf nicht sterben. Alle Ratschläge von Google musste das arme Bäumchen nun über sich ergehen lassen, geholfen hat allerdings nichts. Die Zweige blieben kahl und vertrockneten immer mehr, so das ich sie beschnitt und alles was schwarz oder krank aussah, kam weg. Der Baum dankte es mir mit gleichgültigen Nichtstun und verkümmerte weiter vor sich hin.

Nun, ein Berni gibt nicht so schnell auf und Stursein konnte ich auch. Mir fiel ein, dass man ja mit Pflanzen reden sollte also begann ich den Tag jetzt immer mit einem netten Gespräch über Gott und die Welt. Baum blieb davon unberührt und welkte weiter. Da kam mir die Erleuchtung, die Mandarine war ja in einem Netz aus Marokko, der Kerl verstand mich ja gar nicht. Extra `ne Fremdsprache lernen und das in meinem Alter? Nee, der Baum ist ja noch jung und wird, wie die Jugend heutzutage nunmal ist, lieber mit der modernen Art der Unterhaltung vorlieb nehmen. Ich richtete ihm also eine e-mail-Adresse ein und schreibe nun jeden Tag eine Mail. Die kann er zwar auch nicht lesen aber Google wird ihm das schon übersetzen. Heute, nach einer Woche leidenschaftlicher Korrespondenz mit dem Baum, kann ich sagen, dass wir uns gut verstehen. Er ist zwar ziemlich schreibfaul, genauer gesagt, er hat noch nie geantwortet aber hält sich scheinbar an das Sprichwort:" Laßt Blumen sprechen."

Er hat jedenfalls zwei kleine aber wunderbar grüne Blättchen gebildet, die er mir morgens immer stolz entgegenreckt. Ich bin natürlich auch stolz und bin sogar am Überlegen, ob ich ihm eine Partnerin suchen soll. Das er männlich ist, ist für mich ganz klar, so stur und schreibfaul sind nur Männer.
Ich werde weiter über unsere Partnerschaft berichten und Euch kundtun, egal ob es Euch interessiert oder nicht, denn ich habe festgestellt, das Schreiben gefällt mir...

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